Donnerstag, 23. März 2017

Heizung: Heizkurve


Lange experimentiert habe ich auch mit der richtigen Heizkurve. Sie beschreibt die Abhängigkeit der Vorlauftemperatur von der Außentemperatur. Je kälter es draußen ist, desto mehr muss geheizt werden. Die ins Haus eingebrachte Energiemenge ist quasi das Produkt aus Temperatur und Laufzeit. Je höher die Temperatur und je länger die Laufzeit, desto mehr Wärme im Haus.


An jeder Heizung lässt sich die Heizkennlinie mittels Neigung und Niveau einstellen, wobei quasi
  • Neigung = Dämmstandard – je besser gedämmt, desto kleiner die Neigung
  • Niveau = generelles Temperaturniveau im Haus.
Die Heizkurve kann ebenfalls nur experimentell ermittelt werden, da sie für jedes Haus individuell ist. Um die Effizienz der Wärmepumpe zu maximieren, muss die Vorlauftemperatur so niedrig wie möglich gewählt werden, dennoch muss sie so hoch sein, dass das Haus warm wird – und das bei jeder Außentemperatur/Witterung. Für gut gedämmte Häuser werden Neigungen von 0,2 bis 0,4 empfohlen, was bedeutet, dass die Vorlauftemperatur 2 bis 4 K bei 0 °C Außentemperatur höher sein muss als bei 10 °C.


Unser Haus ist so gut gedämmt, das die kleinste Neigung von 0,1 ausreichend ist. Eigentlich müsste sie noch etwas kleiner (ca. 0,8 - 0,9) sein, da es bei sehr niedrigen Außentemperaturen im Haus immer ein Tick zu warm und bei vergleichsweise hohen Außentemperaturen etwas zu kalt ist. Niveau habe ich um 2 K angehoben.

Die in den Heizungen dargestellt, lineare Heizkurve ist eine vereinfachte, bei der die Raumsolltemperatur unberücksichtigt bleibt. Die tatsächliche Formel, die intern zur Berechnung verwendet wird lautet:

Vorlaufsolltemperatur = Neigung 1,8317984 * (Raumsolltemperatur - Aussentemperatur)^0.8281902 + Niveau + Raumsolltemperatur

Genau wie die Einstellung der Neigung in 0,1er Schritten ist die Einstellung des Niveaus in 1 K-Schritten für unser Haus zu grob. +2 K ist generell zu warm und +1 K zu kalt. Hier musste ich leider tricksen: Bei unserer Heizung gibt es die Möglichkeit, die gemessene Außentemperatur in 0,1er Schritten im Bereich -5 bis +5 K zu korrigieren. Nun gebe ich der Heizung vor, dass es draußen 5 K wärmer wäre, was in Zusammenhang mit der Neigung von 0,1 ein Absenken der Vorlauftemperatur um 0,5 K (0,1 * 5 K) zur Folge hat. Ja, dieses halbe K macht sich tatsächlich bemerkbar. Genauso hätte man mit dem Niveau von +1 K und einer Korrektur der Außentemperatur von -5 K fahren können, wobei, wie man im Diagramm zieht, die tatsächliche Kurve etwas anders wäre, da die Übertragung Außentemperatur → Vorlauftemperatur nicht linear ist.

Unsere Viessmann-Heizung funktioniert Rücklauf-gesteuert, d. h., sie misst permanent die Rücklauftemperatur. Unterschreitet diese abzüglich der Einschalthysteres (von 2 K) die Vorlaufsolltemperatur, springt die Heizung an und arbeitet so lange, bis die Vorlaufsolltemperatur plus Ausschalthysterese (von ebenfalls 2 K) erreicht ist. Also z. B.:

Außentemperatur -2 °C → Vorlaufsolltemperatur 25,0 °C

  • bei Rücklauftemperatur < 23,0 °C schaltet sie ein
    (25,0 °C - 2 K Einschalthysterese)
  • bei Rücklauftemperatur > 27,0 °C schaltet sie ab
    (25,0 °C + 2 K Ausschaltysterese)

Die tatsächliche Vorlauftemperatur, die die Wärmepumpe erzeugt wird um die Spreizung (angestrebter Temperaturutnerschied zwischen Vor- Rücklauf) von 5 K angehoben. Also Wärmepumpe bei -2 °C Vorlauftemperaturen von

  • 28 °C beim Einschalten (25 °C - 2 K + 5 K)
  • 32 °C beim Ausschalten (25 °C + 2 K + 5 K)

Seitens der Hersteller gab es Überlegungen, geringere Spreizungen (2 K) zu nutzen, was allerdings auf Grund einer geringeren Differenz zur Umgebungstemperatur zu einer schlechteren Wärmeabgabe mit längeren Laufzeiten führt und zu Lasten der Effizienz geht. 5 K scheinen hier branchenweit Standard zu sein.
Die Hysteresen sind notwendig, damit die Wärmepumpe nicht permanent ein- und ausschaltet. Geringere Hysteresen würden zwar zu einem exakteren Erreichen der Vor-/Rücklauflauftemperatur führen, aber eben auf Kosten der Lebenserwartung des Verdichters gehen, da mehr Ein-/Ausschaltvorgänge erfolgen würden.

Freitag, 3. März 2017

Heizung: Hydraulik

Unerlässlich für ein angenehmes Raumklima und einen effizienten Heizungsbetrieb ist der hydraulische Abgleich. Sprich, für jeden Heizkreis muss der Durchfluss an den Bedarf angepasst werden. Üblicherweise wird der hydraulische Abgleich anhand errechneter Werte vom Heizungsfachmann eingestellt. Die ist jedoch nur als grobe Näherung zu verstehen, denn jedes Gebäude reagiert individuell. Einflüsse wie

  • Sonneneinstrahlung
  • interne Wärmequellen wie Personen, elektrische Geräte
  • Wärmeeintrag angrenzender Räume
  • Wärmeverluste, z. B. durch Lüften mit dem Fenster
  • gewünschte Raumtemperatur
können nur bedingt in der Berechnung berücksichtigt werden.

Also auch hier wieder selbst Hand angelegt. Auch diese Optimierung bedarf viel (!) Geduld. Zudem sollte der Abgleich durchgeführt werden, wenn der Wärmebedarf am größten, sprich es draußen über längere Tage sehr kalt und kaum Sonneneinstrahlung vorhanden ist. Erst bei niedrigen Temperaturen und ohne fremden Energieeintrag machen sich Unterschiede deutlicher bemerkbar als in der Übergangszeit.

Bevor mit dem Einstellen begonnen wird, sollte die Hocheffizienzumwälzpumpe vom Heizungsfachmann auf die benötigte Leistung eingestellt werden, da eine Änderung der Gesamtdurchflussmenge auf Grund von Reibung im System (Wasser an Rohr) die Verhältnisse der Durchläufe untereinander nicht proportional verändert. Eingestellt wird der Durchfluss an den Durchflussmengenbegrenzern am Vorlauf der Heizkreise. Diese 'Hütchen' haben eine Skala für den aktuellen Durchfluss (hier Liter pro Minute), welcher sich durch sehr vorsichtiges Drehen des roten Aufsatzes verändern lässt.

Man sollte langsam und behutsam vorgehen, da es ein bis zwei Tage dauern kann bis sich die Änderungen auswirken. Zudem ändert man beim Auf-/Zudrehen eines Begrenzers stets den Durchfluss aller anderen, da sich die Druckverhältnisse im System ändern.

Das hat mich etliche Wochen gekostet. Mal war es hier zu kalt, mal dort zu warm, aber nach drei Monaten hatte ich's dann – dachte ich. Ja, der Abgleich stimmte, doch hatte ich viele Ventile zugedreht, was die Gesamtdurchflussmenge auf ca. 3/4 des ursprünglichen Wertes reduzierte. Das wiederum führte dazu, dass die Wärmepumpe hier Wärme nicht los wurde und die Vorlauftemperatur stieg, was sich mit Sinken der Arbeitszahl um 0,5 bis 0,8 rächte. Also das Ventil mit dem größten Durchfluss rausgesucht und schließlich voll aufgedreht. Die anderen Ventile proportional geöffnet und schließlich feinjustiert.

Langer Weg, doch nun haben alle Räume bei jeder Außen- die gewünschte Raumtemperatur und die Wärmepumpe arbeite mit maximaler Effizienz.

Heizung: Einzelraumregelung mit Stellantrieben

Mittlerweile haben wir den ersten Winter im Haus verbracht. In den Wintermonate habe ich versucht, die Heizung optimal einzustellen. Das erfordert viel Geduld, denn das thermische System 'Haus' reagiert sehr träge. Anfänglich habe ich zu viele Parameter in zu kurzer Zeit verändert und konnte dann die Wirkungen den Ursachen nicht mehr zuordnen. Doch der Reihe nach.

Schaut man sich einen Heizkreisverteiler an, findet man Vorlauf (warm) und Rücklauf (kalt) samt Absperrventilen und je Heizkreis einen Durchflussmengenbegrenzer, Differenzdrucküberströmventil und einen Stellantrieb:

Aufbau eines Heizkreisverteilers

Stellregeler mit Sichtfenster
Bei uns wurden im gesamten Haus 8 Einzelraumregelungen (ERR) Uponor Vario PLUS Thermoantrieb Pro 230V verbaut, da die EnEV 2014 § 14 dies so vorschreibt:

(2) Heizungstechnische Anlagen mit Wasser als Wärmeträger müssen beim Einbau in Gebäude mit selbsttätig wirkenden Einrichtungen zur raumweisen Regelung der Raumtemperatur ausgestattet werden

Sinn dahinter ist, den Räume nur so weit wie notwendig und nicht unnütz aufzuheizen. Allerdings sind die Dinger bei einer Fußbodenheizung (FBH) aus mehreren Gründen völlig unnütz:



  1. Stromverbrauch Was mich am meisten stört: Jeder Stellantrieb benötigt im geöffnetem Zustand ~ 3 W. Hier stimmen die Herstellerangaben mit den gemessenen Werten überein. Klingt erstmal nicht viel, macht aber 8 x 3 W = 24 W – Sommer wie Winter. Das wären bei permanent geöffneten Ventilen unglaubliche 210 kWh pro Jahr! Die Ventile sind ähnlich denen, klassischer Heizkörper: Ohne Thermostat/Stellantrieb immer offen, da eine Feder den Stift nach außen drückt und das Ventil öffnet. Stromlos drückt wahrscheinlich eine stärkere Feder im Stellantrieb gegen die schwächere im Ventil und schließt es damit. Soll der Stellantrieb öffnen, wird die stärkere Feder des Stellantriebs unter Einsatz elektrischer Energie wieder zurückgezogen. Drei verschiedene Kräfte, die gegeneinander wirken. Was für ein Unsinn. Die Stellantrieb benötigen also 3 W für etwas, was auch ohne Krafteinwirkung (offen halten) klappt. Ok, im ersten Schritt könnte man die Dinger im Sommer einfach zudrehen – wenn man daran denkt. Ansonsten sollen Sie ja nur offen sein, wenn es im Raum zu kalt ist.
  2. Hysterese Unabhängig vom Stromverbrauch haben die Raumthermostate neben der Tür eine Hysterese von 1 K, was ziemlich ungenau ist (Klack, klack). Selbst wenn man die Einstellung ändern würde, würde es auf Grund der Trägheit des Systems Stunden dauern bis es wärmer/kälter wird.
  3. Heizungsteuerung Zudem sind sie bei einer Fußbodenheizung völlig überflüssig, da die Heizung witterungsgeführt arbeitet. D. h., die Vorlauftemperatur wir anhand von Außen- und gewünschter Raumtemperatur berechnet. Optimalerweise wird nur genauso viel Wärme erzeugt, wie benötigt wird. Damit eine ERR überhaupt abregeln kann, muss die Vorlauftemperatur hoch genug sein, um einen Raum potenziell überhitzen zu können. Sind dann einige Räume per ERR abgeregelt (zu), ist das im Prinzip wie Gas geben und Bremsen zugleich. Es wird dazu führen, dass die Heizung stärker taktet, da die Durchflussmengen in den Heizkreisen sinkt und die Soll-Rücklauftemperatur schneller erreicht ist. Und, durch die höhere Vorlauftemperatur sinkt die Arbeitszahl (Effizienz) der Wärmepumpe, da das Angebot an Wärme die Nachfrage übersteigt.
  4. Selbstregelungseffekt Weiterhin kommt hinzu, dass sich die Wärmeabgabe selbst reguliert. In kalten Räumen ist die Temperaturdifferenz zwischen Vorlauf- und Raumtemperatur größer, somit kann die Wärme schnell abgegeben werden. In schon warmen Räumen wird dagegen nicht so viel geheizt, da die Differenz kleiner ist. Scheint beispielsweise Sonne in einen Raum, wird er wärmer und kann gar nicht mehr viel Wärme aufnehmen. Es sei denn, die Vorlauftemperatur ist zu hoch.
  5. Differenzdruckübeströmventil Da es ja nun passieren kann, dass viele oder alle ERR abregeln, kann die Heizung nicht mehr sinnvoll feststellen, ob Wärme benötigt wird oder nicht. Daher wird besagtes Ventil benötigt, welches ab einem definierbaren Druck (wenn zu viele ERR abregeln) öffnet und somit Vor- und Rücklauf kurzschließt. Rücklauftemperatur steigt, Heizung schaltet ab (Bremsen und Gas geben). Wenn permanent alle Heizkreise offen sind, kann es nicht dazu kommen, dass der Durchfluss 'abgewürgt' wird. Ein falsch eingestelltes (zu weit geöffnetes Überströmventil kann dazu führen, dass permanent latent Vorlauf direkt zum Rücklauf wandert, die Räume nicht richtig warm werden und die Heizung stärker taktet.
Differenzdrucküberströmventil mit einstellbarem Überströmdruck
Raumthermostat

Also Stellregler von den Ventilen gezogen, Raumthermostate und Differenzdrucküberströmventil zugedreht.

Da man ja nun keine Möglichkeit mehr hat, die Temperatur in den Räumen individuell zu regulieren, ist es zwingend erforderlich, die Hydraulik abzugleichen. Dazu im nächsten Artikel mehr.

Zu Sinn oder Unsinn der Einzelraumregelung gibt es auch an anderen Stellen ähnliche Ansichten:
http://www.bosy-online.de/Einzelraumregelung-ja-oder-Nein.htm
http://www.heizungsbetrieb.de/de/err.html